[Officium] Freitag nach Aschermittwoch [Lectio1] Lesung aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. !Mt 5,43-48; 6,1-4 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst den Nächsten lieben und sollst den Feind hassen. Und so weiter. _ Auslegung vom heiligen Priester Hieronymus. !1. Buch der Auslegung zu Mt 5 und 6 „Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; tut Gutes denen, die euch hassen.“ Viele schätzen die Gebote Gottes nach ihrer eigenen Schwachheit ein, nicht nach den den Heiligen gewährten Kräften und meinen, es könne nicht durchgeführt werden, was geboten ist; und sie erklären, es genüge, um tugendhaft zu sein, sich des Hasses gegen die Feinde zu enthalten; mit dem Verlangen, dass man sie lieben soll, würde mehr geboten, als was die menschliche Natur ertragen kann. Man sollte doch wissen, dass Christus nichts verlange, was unmöglich ist, sondern was zur Vollkommenheit gehört. Und das hat David gegenüber Saul und Absalom getan; auch der Martyrer Stephanus hat für die Feinde, die ihn mit Steinen bewarfen, gebetet; und Paulus wünscht als ein Verfluchter und von Christus Getrennter zu gelten für seine Verfolger [Röm 9,3]. Das aber ist das, was Jesus gelehrt und getan hat: „Vater, verzeihe es ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.“ [Lectio2] „Auf dass ihr Kinder eures Vaters seid, der im Himmel ist.“ Wenn man durch die Erfüllung der Gebote ein Kind Gottes wird, so ist man nicht von Natur aus ein Kind, sondern auf Grund des freien Willens desselben. „Wenn du daher ein Liebeswerk tust, so sollst du nicht mit der Trompete vor dir herblasen, wie es die Heuchler tun, an den Stellen, wo sich Menschen ansammeln und auf der Gasse, damit sie von den Menschen geehrt werden.“ Wer mit der Trompete bläst beim Almosengeben, ist ein Heuchler. Wer beim Fasten sein Antlitz entstellt, um die Leere des Magens auf seinem Gesicht zu zeigen, ist auch ein Heuchler. Wer da betet, wo Menschen zusammen kommen, und an den Straßenecken, um von den Menschen gesehen zu werden, der ist ein Heuchler. [Lectio3] Aus alledem folgt, dass Heuchler sind diejenigen, die irgend etwas tuen, um von den Menschen gerühmt zu werden. Mir scheint es auch der zu sein, der zu seinem Bruder sagt: „Lass mich den Splitter aus deinem Auge ziehen“, denn er scheint dies um seiner Ehre willen zu tun, um selbst als rechtschaffen zu gelten. Darum wird ihm vom Herrn gesagt: „O Heuchler, wirf doch zunächst den Balken aus deinem Auge.“ Es hat also nicht das Tugendhafte als solches, sondern der Beweggrund zum Tugendhaften bei Gott einen Lohn. Und wenn man etwas vom rechten Weg abweicht, kommt es nicht darauf an, ob man nach rechts geht oder nach links, da man doch den rechten Weg verloren hat. [Ant 2] Wenn du * ein Almosen gibst, so soll deine Linke gar nicht wissen, was deine Rechte tut. [Oratio 2] Wir bitten dich, o Herr, begleite das begonnene Fasten mit gnädiger Huld, damit wir die Kraft bekommen, die Genauigkeit im Gehorsam, die wir nach außen kundtun, auch mit aufrichtigem Geiste zu üben. $Per Dominum [Ant 3] Wenn du aber ans Beten gehst, * so geh in deine Kammer: und schließ die Türe ab, und so bete zu deinem Vater. [Oratio 3] Nimm, o Herr, dein Volk in Schutz und reinige es gütigst von allen Sünden: weil ihm keine Gegnerschaft schaden kann, wenn es kein Unrecht über sich herrschen lässt. $Per Dominum